Conger Fahrtensegeln auf den Boddengewässern Fischland-Darß-Zingst

Im Juli 2022 machten sich zwei Conger Teams vom SVPB auf zur Halbinsel Fischland-Darß-Zingst. Die zwei Teams nahmen natürlich Ihre Boote „Hexenkessel“ und „Argentona“ mit in den zweiwöchigen Sommerurlaub.

Schon vorher hatten die Urlauber den Campingplatz Born als Quartier und Basislager gebucht. Hier gibt es die Möglichkeit für Camping aber auch für das Mieten von Mobile Homes die komplett ausgestattet sind. Der Campingplatz liegt am Nordostufer des Saaler Bodden in einem Kiefernwald. Als Liegeplatz für die beiden Conger wurde der Hafen in Born ausgewählt. Die Anfahrt war leider tagesfüllend weil natürlich an einem Wochenende in den NRW Sommerferien viel Urlaubsverkehr ist. Noch dazu gab es in der Lüneburger Heide aufgrund des trockenen Sommers einen Waldbrand und wir mussten eine weite Umleitung fahren. Am späten Nachmittag kamen wir in Born an und bezogen die Quartiere und parkten die Boote erstmal nur auf dem Campingplatz.

Am nächsten morgen wurde schön gefrühstückt und dann machten wir uns auf den Weg zum Hafen mit den beiden Booten im Schlepp. Die Boote waren wie gewohnt schnell aufgebaut und konnten auf der schönen Sliprampe ins Wasser geslippt und auf den Liegeplatz verholt werden. Die Boote waren nach zwei Stunden segelklar.

Der Hafenmeister hatte bereits zwei Liegeplätze auf der Seite des Hafens mit der flachen Hafenspundwand reserviert und für uns gekennzeichnet. Leider war jedoch eine Kette vor der Sliprampe mit einem Vorhängeschloß. Der Hafenmeister hatte unseren Termin den wir am Abend vorher ausgemacht hatten, wohl vergessen :-(. 

Also riefen wir ihn mal auf seinem Handy an…. Leider konnte er nicht kommen um uns das Schloß zu öffnen, da er mit dem Pferd beim „Ringstechen“ war und entschuldigte sich dafür unseren Termin vergessen zu haben. Aber mit seiner Erlaubnis durften wir den Schäkel auf der anderen Seite der Kette öffnen. Zum Glück hatten wir genug WD40 dabei um das verrostete Ding gängig zu machen. Und so konnten wir die Boote dann trotzdem ins Wasser slippen.

Der Hafen von Born ist ein sehr schönes und idyllisches Plätzchen. Hier ist wenig los, der Hafenmeister ist entspannt, es gibt einen Imbiss und ein Restaurant direkt im Hafenbereich, Toiletten sind auch vorhanden.

Wie bereits erwähnt waren wir 14 Tage in Born. Das Wetter war während dieser Zeit sehr sonnig und wir hatten ständig Wind. An manchen Tagen waren die Windverhältnisse mit über 5 Bft jedoch nicht mit einer Jolle segelbar. Aber man kann natürlich im Sommerurlaub auch andere Dinge machen ausser segeln, gerade am schönen Darss. Wenn zum Beispiel viel Wind ist kann man an der Ostsee baden gehen in der schönen Brandung.

Es gibt auf dem Darß auch viele Dinge zu besichtigen, am besten man hat ein Fahrrad dabei, oder sogar ein E-Bike wie wir. Zum Beispiel gibt es den Leuchtturm Darßer Ort, den Nothafen in dem der SAR Kreuzer liegt, Prerow, Zingst, Wieck, Ahrenshoop um nur ein paar Orte zu nennen.

Welche Törns haben wir unternommen:
Bei östlichen Windrichtungen mit 3 bis 4 Bft segelten wir von Born nach Wieck. Der Kurs ging erst in östlicher Richtung. Hier kreuzten wir den Koppelstrom hinauf in den Nadelstrom. Die Fahrwasser sind recht eng, aber gut betonnt und man kann die auch mit der Jolle ganz gut hochkreuzen, nach dem Motto : wenn das Schwert hochkommt -> schnell wenden ;-)     

Dann gelangten wir auf den Bodstedter Bodden der einen Durchmesser von ca. 5km hat und Wassertiefen zwischen 2m und 3m bietet. Auf dem Bodden konnten wir den Kurs auf Nord Richtung Wieck ändern und damit auf Halbwind abfallen. Der Wind hatte auf 4 Bft zugenommen und so gingen die beiden Conger Kisten mit Vollzeug richtig ab.

Nach ca. 2h Segeltörn erreichten wir Wieck am Nordufer des Bodstedter Boddens. Der Wiecker Hafen ist recht klein, hier liegen mehrere Zeesen Boote die man für Tagesausflüge chartern kann (aber mit Skipper). Selbstverständlich waren schnell noch zwei Liegeplätze für unsere kleinen Conger gefunden. Wir hätten auch hintereinander in eine Box gepaßt. Der Tag war auf dem Wasser angenehm aber an Land sehr heiß und so krochen wir schnell in den Schatten unter eine große Trauerweide und holten uns vom Hafenkiosk kühle Getränke und Eis.

An einem anderen Tag mit Wind aus westlichen Richtungen mit der Vorhersage, dass der Wind abends auf Ost drehen sollte machten wir einen Tagestörn nach Prerow. Wir zogen die Segel vor der Hafenausfahrt in Born hoch und fielen ab auf Raumschots, segelten so recht schnell den Koppelstrom in östlicher Richtung hinunter und gelangten dann durch das enge Fahrwasser wieder auf den Bodstedter Bodden. Hier segelten wir mit Kompass mit Kurs 45 Grad in Richtung östliches Ufer und zur Einfahrt des Prerow Stromes. Der Prerow Strom ist ein ehemaliger Durchstich zur Ostsee, der aber aufgrund des Hochwasserschutzes vor langer Zeit am Ostseeufer geschlossen wurde. Der Strom ist 7 km lang und bis zu 3m tief und unterschiedlich breit, es öffnen sich immer wieder auch breite Abschnitte zu kleinen Seen. Hier fährt auch ein Ausflugsschiff, so dass man den Strom auch mit Sportbooten bzgl. der Tiefe gut befahren kann. Die Einfahrt ist trickreich und man sollte sich genau an die Tonnen halten, dahinter ist es sehr schnell flach. Bei dem westlichen Wind konnten wir den Strom bis fast an die Landstraße zwischen Prerow und Zingst hochkreuzen. An der „dünnsten“ Stelle der Landzunge Fischland/Darß/Zingst mit nur 50m Breite zwischen Ostsee und Prerow Strom bargen wir die Segel und machten den Motor an und gelangten schnell nach Prerow in den Sportboothafen.

Den schönen Ort Prerow mit dem legendären Campingplatz direkt am Ostseestrand erkundeten wir dann per Pedes. Im Cafe Strandeck gab es dann Kuchen und Kaffee und Eisbecher.

Dann traten wir den Heimweg an. Der Wind war komplett eingeschlafen. So mussten wir den Prerow Strom erstmal zurück motoren.

Dann kamen wir auf den Bodstedter Bodden und der Wind frischte wie vorhergesagt aus Richtung Südost auf, sodass wir die Segel hochzogen. Mit Raumschots und Halbwindkurs ging es bei 2 bis 3 Bft zurück nach Born. Traumhaft. Die Sonne färbte sich im Westen bereits rot als wir im Hafen ankamen und festmachten.

Ab und zu muss man auch mal was reparieren: Plötzlich geht das Großsegel nur noch schwer hochzuziehen. Also im Hafen das Boot hinten und vorne festgemacht und mit dem Großfall den Mast zur Seite gezogen und das Boot auf die Seite gelegt um oben an den Masttop zu kommen.

Und siehe da: die Rolle oben im Masttop ist viereckig ! Also schnell für den nächsten Tag eine andere Rolle aus dem Ersatzteilfundus oben angeschäkelt als provisorischen Ersatz und abends noch bei der Werft Fiberglastechnik in Hamburg angerufen, Herr Findeisen hilft sofort und schickt per Express eine Ersatzrolle an den Campingplatz in Born. Super Service ! Danke !

Westlich des Hafens in Born liegt der große Saaler Bodden. Hier hat man auf dem westlichen Ufer die Orte Ahrenshoop, Wustrow, Dierhagen und Ribnitz bzw. Dammgarten als Ziele ganz im Süden des Boddens. Ahrenshoop und Wustrow liegen in einer Distanz die man entspannt nach dem langen Frühstück in einem Tagestörn erreichen kann.

Der Saaler Bodden ist ca. 15km in Nordost / Südwest Richtung und an der breiten Stelle ca. 8km in Ost / West Richtung, also für Jollen schon ein wirklich „großer Teich“. Bei Windstärken von 2 bis 4 Bft kann man hier gut segeln. Der Wind ist meist konstant und ohne Dreher. Ab 5 Bft baut sich gerade bei Windrichtung Südwest eine sehr steile und hackige Welle auf wie wir aus eigener Erfahrung nun wissen: einen Törn nach Ahrenshoop mussten wir auf der Mitte des Saaler Bodden abbrechen. Mit Kurs Amwind von Neuendorf nach Ahrenshoop war die Welle bei 5 Bft schließlich so groß, dass der Conger mit der Bugspitze mehrmals in die Welle eintauchte und dann die Welle über die Kuppel ins Boot läuft. Außerdem macht man kaum nach Fahrt über Grund da sich das Boot immer wieder in der Welle fest frißt. Wir fuhren nur mit dem gerefften Großsegel um eine Kenterung alleine auf dem Saaler Bodden auf jeden Fall zu vermeiden. Dann fielen wir ab es und es ging Raumschots und klitsche nass zurück nach Born.

Möchte man von Born aus in den Saaler Bodden gibt es laut Seekarte nur die offizielle und betonnte Möglichkeit die schmale aber wunderschöne Durchfahrt in Nord-Süd-Richtung durch die Bülten zu nehmen. Diese ist gut betonnt aber nicht tief, an einigen Stellen nur wenig über 1m. Man kann im Fahrwasser zwischen den Bülten bei Ost oder Westwind auch Halbwind segeln, kreuzen kann man hier nicht da es zu schmal ist und man mit Gegenverkehr, auch mit Ausflugsdampfern, rechnen muss.

Die Lücken zwischen den Bülten (=Schilfinseln) geben immer wieder den Blick nach Westen auf den Saaler Bodden frei, sehr verlockend, aber diese Lücken sind zum durchfahren auch mit der Jolle zu flach, aber es gibt noch eine andere Möglichkeit, wie wir von den Jugendlichen der Feuerwehr Born mit denen wir eines Abends im Hafen ins Gespräch kamen, erfuhren:

Die „Kaasenrinne“, eine ca. 5m breite Durchfahrt zwischen dem nördlichen Borner Bülten und der Borner Landzunge. Die Einfahrt und die Ausfahrt sind nicht betonnt, vermutlich ist es ein altes Fahrwasser was nun nicht mehr beachtet wird. Von Born aus ist die Einfahrt im Schilf gerade so auszumachen wenn man sich langsam nähert, vom Saaler Bodden aus konnten wir die Einfahrt nur mit dem Handy und Google Maps finden und dank einem kleinen Motorboot, dass scheinbar plötzlich vor uns im Schilf verschwand. Außerdem soll es noch „Huberts Loch“ geben, eine schmale Durchfahrt zwischen den Bülten die auch tief genug ist. Die breiten Lücken zwischen den Bülten sind laut den Borner Feuerwehrleuten teilweise nur Knöcheltief.

Tagestörns nach Wustrow und Ahrenshoop/Althagen sind sehr empfehlenswert. Beide haben wir uns bei westlichen Winden nach der Durchfahrt durch die Bülten Richtung Neuendorf ersegelt. Wüstrow ist ein netter Hafen, ganz am Ende kann man direkt neben einer Räucherfischbude fest machen. Beide Orte Wüstrow und Ahrenshoop haben auch eine Ostsee Seite die man zu Fuß erreichen kann. Ahrenshoop ist der Hammer: der Hafen im Ortsteil Althagen ist extrem „hüggelig“ wie die Dänen es nennen würden.

Auch hier findet man im Hafen historische Holzjollen in allen Größen die von einem ortsansässigen Verein den „Holzbootfreunden“ gepflegt und aktiv gesegelt werden. Auf der Ostsee Seite des Ortes Ahrenshoop findet man einen super Sandstrand zum Baden und im Ort die üblichen Cafe‘s und Restaurants aber auch allerlei „Künstlerisches“ da sich in Ahrenshoop viele Künstler angesiedelt haben.

Am „hohen Ufer“, der Ostseeküste in Ahrenshoop kann man wunderbar auf die Ostsee hinab schauen, hier geht ein Radweg entlang.

Den längsten Tagestörn mit einer Strecke von ca. 40 km (Hin- und Rückweg) haben wir an einem Tag mit Wind aus West mit ca. 3 Bft gemacht. An dem Tag segelten wir von Born aus durch die Bülten nach Neuendorf am südlichen Ende der Bülten-Durchfahrt, kreuzten dann Am Wind nach Westen Richtung Wüstrow und konnten dann Halbwind nach Ribnitz am südlichen Ende des Saaler Boddens segeln. Abends zurück nahmen wir die Abkürzung durch die „Kaasen Rinne“.

Insgesamt ist das Revier auf den Bodden Gewässern am Darß für Jollen/Kleinkreuzer zu empfehlen, teilweise sind die Fahrwasser auch für größere Boote zu flach oder zu eng. Wir haben in der ganzen Zeit immer viel freie Plätze in den Häfen vorgefunden. Die Hafenmeister sagten uns auch, dass Sie nur selten volle Häfen haben, da auch nicht mehr viele Leute mit kleinen Booten wie wir unterwegs seien. Die großen Yachten mit mehr als 30 Fuß kommen nicht in dieses Revier weil die von der Ostsee aus über Barhöft in den Bodden fahren müssten und die Meiningen Brücke in Zingst passieren müssten (öffnet nur morgens früh zweimal und abends spät zweimal).

Es sei noch erwähnt dass der Campingplatz in Born der Kette „Regenbogencamp“ nur bedingt empfehlenswert ist. Die Preise sind recht teuer und man bekommt nur wenig Gegenleistung (siehe auch Google Rezensionen). Der Platz liegt in einem Kiefernwald und man kann sich seinen Stellplatz selber aussuchen was sehr schön ist. Der Platz liegt direkt am Saaler Bodden und hat einen Surf und Badestrand mit einer Strandbar. Hier gibt es abends auch Life-Musik. Vom Platz aus sind es nur wenige Minuten mit dem Fahrrad durch den hübschen Ort Born bis zum Hafen in dem wir die Boote liegen hatten. Im Ort gibt es mehrere Restaurants und Cafe’s und einen Supermarkt zum Einkaufen. Man kann also vom Campingplatz aus alles mit dem Rad erledigen.

Insgesamt aber war es ein schöner abwechslungsreicher Sommerurlaub. Wir sind nicht nur gesegelt, sondern auch viel mit dem Rad gefahren und waren zum Baden an der Ostsee. Das Wetter hat es gut mit uns gemeint, wir hatten viel Sonne und gute Windbedingungen. Ein Fahrrad ist auf dem Darß empfehlenswert. Man kann sich auch überall Räder leihen. Die Radwege auf den Deichen sind sehr gut ausgebaut und man kann mit einem E-Bike trotz Gegenwind große Entfernungen zurücklegen.

Argentona Conger 3765 Crew Daniela und Andree mit Halvar.

Hexenkessel Conger 3493 Crew Dagmar, Timon und Jens.

 

Herzlichen Dank an Andree für diesen ausführlichen und sehr lesenswerten Bericht. 

Unsere Website lebt von den Berichten unserer Mitglieder. Unterstütze auch Du eine aktuelle Website mit Deinen Berichten: Alle Infos findest Du hier.